Die Berliner Künstlerin Ute Lindner konzipiert eigens für die Ausstellung im Löwenpalais raumfüllende, Wandarbeiten in situ, inspiriert von einer Lesung von Hanns Zischler, die im Rahmen eines Projektes der Künstlerin in der Akademie der Künste 2002 aufgezeichnet worden ist: "Ein Kunstkabinett" von Georges Perec, eine Kurzerzählung von Jorge Luis Borges sowie ein Text von Hanns Zischler selbst zum Thema Schatten. Ohne das illustrativ zu verstehen, beschäftigt sich jeder der drei Räume im Löwenpalais vorrangig mit einem dieser Themen, also mit Spiegelung, Labyrinth und Schattenbildern.
Der Begriff „Pentimenti“, der der Ausstellung seinen Titel gibt, bezeichnet im herkömmlichen Sinn die unsichtbaren Bilder, die sich auf Gemälden in unteren Farbschichten verbergen und nur durch UV- oder Röntgenstrahlen erkennbar werden. Pentimenti als Ausstellungstitel wird so zu einer Suche nach dem Bild im Bild.
Im zentralen Raum entsteht eine fast 80 qm große Wandarbeit, die die gesamte Wandfläche einnimmt. Damit ist der eigentliche Zugang zur Ausstellung versperrt. Der Eingang erfolgt über die große Flügeltür zur Straßenseite hin. Dieser Raum ist geprägt durch die beeindruckenden Fenster samt Vorhängen und Lüster. Diese Wand wird im Maßstab eins zu eins als Wandarbeit auf die gegenüberliegende Wand "projiziert", aber nicht als Film, sondern real fototechnisch als Cyanotypie auf Stoff, einem alten fotografischen Kopierverfahren, bei dem sich durch das Sonnenlicht die Eisensalzverbindung in leuchtendes Blau verwandelt. Die Wandarbeit ist jedoch nicht einfach eine fotografische Abnahme und Übertragung in die Cyanotypie. Da, wo die Fenster sind, sieht man nicht den Blick nach draußen, sondern der Raum scheint sich ins Unendliche zu spiegeln.
Der zweite Raum zeigt Arbeiten, die aus der Bremer Kunsthalle stammen. Ausgehend von Aufnahmen aus dem Bibliotheksraum der Kunsthalle entstehen Fotocollagen, die den Raum mit den Besuchern labyrinthisch auflösen. Die Bilder sind auf Acryl aufgezogen und ihre Form ist unregelmäßig ausgeschnitten, so dass sie eine dreidimensionale Wirkung entwickeln.
Der dritte Raum beschäftigt sich mit Schatten. Dort sind Schattenbilder aus Museen zu sehen aus der Serie der „Belichtungszeiten“. Hierbei handelt es sich um originale Wandtapeten aus Museen, auf denen die Bilder ihre Schatten hinterlassen haben und der Stoff um die Bilder ausgeblichen oder nachgedunkelt ist. Es handelt sich also um über einen langen Zeitraum entstandene Fotogramme, die nun als „Ready-mades“ ausgestellt werden und die Frage nach der Identität von Bildern stellen. Zu sehen sein werden Arbeiten aus der Gemäldegalerie Wilhelmshöhe und aus der Kunsthalle Bremen.
Die bis zu neun Meter langen Schattenbilder aus Kassel sind aus dickem, roten Filz, auf denen die Bilder und teilweise auch die Beschriftungen aus Plexiglas ihre Spuren hinterlassen haben. Der Stoff ist um die Bilder herum stark ausgeblichen, während der bei den Bremer Schattenbildern verwendete Leinenstoff im Laufe der Jahre nachgedunkelt ist.
In diesem Raum wird ebenfalls das Video von der Lesung mit Hanns Zischler als kleine Monitorarbeit gezeigt. Die Aufnahme fand damals vor einer roten Filzarbeit in der Akademie der Künste statt.
Arbeiten – Ausstellen – Austauschen
Das ‚Herzstück‘ der Stiftungsarbeit bildet das Artist in Residence-Programm. Den Stipendiatinnen und Stipendiaten stehen Wohn - und Atelierräume für drei bis zwölf Monate zur Verfügung, Präsentationsmöglichkeiten für ihre Arbeiten in den stiftungseigenen Ausstellungsräumen, sie werden mit einem Aufenthaltsstipendium finanziell unterstützt und sind eingebunden in ein starkes Netzwerk.
Die Kunststiftung Starke fördert junge, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler aller Genres. In der ebenso anregenden wie exklusiven Atmosphäre können sie sich ganz auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren, ihren individuellen Stil (weiter-)entwickeln. Wir unterstützen sie bei der künstlerischen Entwicklung und fördern darüber hinaus den Austausch der Künstler untereinander.
Bewerben können sich Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland, bis zum 40. Lebensjahr. Bewerbungen sind ganzjährig möglich. Ein unabhängiges Gremium wählt aus den eingereichten Bewerbungen diejenigen aus, die Stiftung Starke mit einem Aufenthaltsstipendium bedacht werden.
Darüber hinaus stehen kurzfristig bewohnbare Gästeappartements zur Verfügung, die von etablierten Kunstschaffenden genutzt werden können. Es ist wichtig zu beachten, dass während des Aufenthalts die Energiekosten vom Stipendiaten getragen werden müssen.
Die Projekte der Stiftung Starke werden durch internationale Kuratoren wissenschaftlich begleitet.
Das Löwenpalais, Sitz der Kunststiftung Starke, gehört zu den größten und prächtigsten Bauten in Berlin-Grunewald. Zwei steinerne Löwen, die die Fassade flankieren, gaben der Villa im neobarocken Stil ihren Namen.
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Die Gemeinnützige Stiftung Peter Starke ist eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts.
Antragsberechtigt sind alle Künstler bis zum 38. Lebensjahr.
Einen finanziellen Zuschuss gibt es nicht. Die Ateliers werden subventioniert, das heißt das für die Studios ein Energiekosenbeitrag bezahlt werden muss, der sich aus der jeweiligen Marktsituation ergibt.
Gefördert werden alle künstlerischen Genres: Malerei und Bildhauerei, Architektur und Design, Musik und Komposition, Performance, Installation, Konzeptkunst sowie Literatur und Neue Medien.
Die Aufenthaltsstipendien werden für drei bis zwölf Monate vergeben.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten ein Aufenthaltsstipendium. Es umfasst kostenfreies Wohnen und Arbeiten in den Residenzräumen, die Möglichkeit zu einer eigenen Ausstellung (Solo- oder Gruppenausstellung) im Löwenpalais, falls die Arbeiten ausreichende Qualität aufweisen.
Um sich für ein Stipendium zu bewerben, müssen folgende Unterlagen in Deutsch oder Englisch digital eingereicht werden.
Die Antragstellung kann laufend erfolgen, es gibt keine feste Antragsfrist.
Die Aufenthaltsstipendien werden durch die Kunststiftung Starke auf Entscheid einer unabhängigen Jury vergeben. Die Bewerber erhalten schriftlich eine Mitteilung über die Entscheidung. Entscheidungen werden nicht begründet.